Kriminal-Tango
Als mir eine Texterin die Website klaute
Was bringt es, Inhalte von anderen zu übernehmen, Logos zu klauen und sich mit fremden Federn zu schmücken? Inspiration zu tanken ist völlig okay. Aber Content oder eine CI zu stehlen, das ist das Gegenteil von Individualität.
Ein authentischer Auftritt im Internet (und überall sonst) ist erfolgreich und wirkt auch nach innen positiv. Es verlangt ja niemand, dass Sie Ihre größte Schwäche verraten, aber glaubwürdig auftreten sollten Sie unbedingt. Wie wenig sinnvoll alles andere ist, zeigte sich irgendwann nach meinem Erlebnis bei der Textersuche. Als mir nämlich eine Texterin den Internetauftritt klaute. Cha-cha-cha:
Das Geschehen von der Eröffnung bis zur Verbeugung mit O-Tönen.
[03.12., 15:30:52] Über Twitter kontaktiert mich eine Kollegin: »@SimoneLaub: www.xxxxxxxxx.org sieht ziemlich ähnlich aus wie Ihre Website. Sogar das Logo.«
Sidekick trotz jeder Menge Arbeit: Sehe mir das Webdesign an.
Olé, in einer ganzen Reihe von Elementen eine frappierende Ähnlichkeit. Ich ziehe mir meine werbetexterin.de Startseite und die betreffende Seite als Screenshots auf Photoshop übereinander:
Eindeutig diente mein Design als Grundlage, bis hin zum Klecks-Logo. Höhenveränderungen etc. sorgen für Unterschiede, aber die Basis ist identisch.
Ein paar Prüfungen später schaue ich wieder online auf den Website-Klon. Wunderwerk Wordpress:
Plötzlich sitzt das Menü der .org-Seite nicht mehr links, sondern rechts. Da ist offensichtlich jemand gewarnt (als Follower der o. g. Kollegin hat die Lady ebenfalls den Tweet gelesen).
[03.12., 16:43:02] Versende eine E-Mail an die Seitenbetreiberin:
Guten Tag Frau xxxxx,
es ist natürlich reiner Zufall, dass Ihre Website im direkten Photoshop-Vergleich eine ganze Reihe von Merkmalen aufweist, die www.werbetexterin.de entsprechen. So viele, dass man mich bereits darauf hinweist. Lassen Sie es nicht noch mehr Merkmale werden. Layout, Grundaufbau, Schriftart, Seitenelemente, Logo-Idee, Tagcloud-Platzierung...
Ich bin ein Verfechter von Originalität, Individualität und damit auch von Qualität. Hoffe, diese Werte beanspruchen Sie auch für Ihren eigenen Auftritt. Womit sich allzu auffällige Ähnlichkeiten verbieten.
Mit kollegialen Grüßen,
Simone Laub
PS: Habe die Linksformatierung Ihrer Site bezüglich Menü übrigens per Bild gespeichert ;-)
Ein Huhn tanzt. Und gackert ... leise.
[03.12., 16:51:12] E-Mails im Dreivierteltakt. Der Posteingang vermeldet eine E-Mail der Seitenbetreiberin. Kurz und knapp (ohne Unterschrift) verkündet die Texterin:
»Hallo Frau Laub,
unsere Seite nehmen wir gerade runter und wird komplett geändert. Bitte entschuldigen Sie und nehmen Sie es als Kompliment!«
[03.12., 16:53:15] Tatsächlich: Die Website der Texterin ist nicht mehr erreichbar. FORBIDDEN.
Genau, gut so.
Mit einer ungültigen USt-ID im Impressum kommt man sowieso nicht weit ...
Tja. Was für ein Tanz wurde hier aufgeführt? Alle reden von ‘Unique Content’ und doppeln gleichzeitig Inhalte, was das Zeug hält (»Das schreiben wir ein bißchen um, dann merkt's keiner«). Da Text und Idee, hier ein Layout, ein Logo, eine ganz individuelle Zusammenstellung von Elementen. Erfolgreich, und deshalb kupferwürdig?
Vom Urheber sorgfältig, in vielen, langen Nächten und an Wochenenden optimiert. Pixel geschubst, step by step. So lange geschliffen, bis eine ganz eigene Optik entstand – eine Optik, die zu mir passt!
Ich gehe nicht den bequemen Weg. Ich gehe den individuellen. Das machen sich dann andere zu eigen, ohne das Wissen, dass auch sie selbst ihre Identität finden, definieren und visualisieren müssen.
Für die Texterin, die von sich selbst konsequent in ‘Wir’-Form schreibt, war der Adrenalin Rock 'n Roll sicher ein Kreativitäts-Schub. Dabei hat sie sich nur ein Mal im Kreis gedreht. Und ist am Ende des Tages keinen Schritt weiter. Die Moral?
Individualität siegt. Nicht nur bei Webseiten